Fußball in der Krise

oder auch: Die Geschichte mit der Leidenschaft.

„Der Ball ist rund und ein Spiel dauert 90 Minuten“, beschrieb einst Weltmeistertrainer Sepp Herberger den Lieblingssport der Deutschen. Doch nach dem Sommermärchen 2006, deutschen Championsleague-Siegen und dem Weltmeistertitel 2014 in Brasilien geht der Fußball in Deutschland aktuell durch schwierige Zeiten.

Der FC Bayern als Dominator der Langeweile in der Bundesliga, sinkendes Interesse während Corona, leere Stadien und eine vieldiskutierte Sonderrolle des Fußballs haben ebenso Fragezeichen am Image des Fußballs hinterlassen wie Versuche eine Superleague-Gründung der europäischen Top-Vereine, Menschenrechtsverletzungen beim Stadionbau für die WM in Katar sowie immer neue Korruptionsvorwürfe in der FIFA.

Doch nun, da Corona gefühlt vorbei und die Stadien wieder voll sind, wird klar, was die Faszination Fußball ausmacht: Die Fans. 30.000 Frankfurter in Barcelona, 10.000 Schalker in Sandhausen und 50.000 Menschen auf dem ausverkauften Betzenberg in Kaiserslautern – bei einem Spiel der dritten Liga. Der Fußball kann also noch begeistern und liefert, unter anderem mit dem Frankfurter Sieg in Barcelona und dem direkten sowie spektakulären Wiederaufstieg des Traditionsreichen Schalke 04, auch direkt die ganz großen Sportmomente. 

So bleibt der Fußball-Fan wohl in seinem Dilemma zwischen System- und Kommerzkritik sowie der unbremsbaren Leidenschaft nach der schönsten Nebensache der Welt. Am Ende siegt die Leidenschaft, wie so oft im Leben, über die Vernunft. Und das ist okay. Denn: Jede:r folgt seiner Leidenschaft – wie vernünftig oder unvernünftig sie auch sein mag. Vielleicht sollten wir daher nicht so streng mit der Bewertung der Leidenschaften anderer sein, sondern vielmehr akzeptieren, dass auch Vernunft oft eine Frage der Perspektive ist. 

Sokra 2022, https://sonjakrause-malerei.de/

 

 

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