Corona – war da was?

Nach einem Sommer der gelebten Normalität, ohne Corona und Masken, kommt das Virus zurück. Was bedeutet das?

Einer Studie der Betriebskrankenkasse Pronova BKK1 nach geht jede zehnte mit Corona infizierte Person zur Arbeit. 17 Prozent arbeiten von zuhause aus. Weitere 17 Prozent bleiben ein paar Tage zu Hause, bis die schlimmsten Symptome vorüber sind. Acht Prozent entscheiden danach, was auf der Arbeit los ist. Lediglich 33 Prozent der Befragten bleiben bei einem leichten Krankheitsverlauf so lange zu Hause, bis sie wieder gesund sind.

Wo ist das Bewusstsein für Corona?

Auch wenn man sich fragt, ob die Menschen in Deutschland denn nichts aus den vergangenen Jahren gelernt haben, sind sicher nicht alle Befragten, die trotz Corona-Infektion zur Arbeit erscheinen, gleich die Rücksichtslosigkeit in Person. Vielmehr spiegeln die Zahlen wider, dass irgendwo während des Rekordsommers 2022 das Bewusstsein verloren gegangen ist, welche Gefahr von Corona ausgehen kann, wenn unterschiedliche Faktoren zusammenwirken. Wirklich verübeln kann man das niemandem. Denn selbst Virologe Christian Drosten, für viele lange der “Schwarzmaler der Nation”, sagte noch im Sommer, dass auch er aktuell keine Maske mehr trage.2

Dennoch: Der Sommer ist vorbei, die Umstände haben sich verändert. Der Winter steht vor der Tür und es ist Zeit, sich erneut bewusst zu werden, dass Corona immer noch Teil unseres Lebens ist. Konzerte und Partys finden wieder in Innenräumen statt und anstatt am See zu baden, wird der Besuch im Kino attraktiver. Daher sollte die Gesellschaft klüger sein als letztes Jahr. Es besser wissen: Der letzte Corona-Winter hat uns gelehrt, dass vor allem ein zu spätes Einschreiten zu individuellem Verzicht auf sozialer, kultureller und kulinarischer Ebene führt. Auch wenn dieses Szenario bisher äußerst unwahrscheinlich erscheint –  Erinnerungen an vergangene Lockdowns sollten Warnung genug sein. 

Corona ist weniger gefährlich, aber …

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Corona tatsächlich seinen Schrecken verloren hat, weil die Gefahr für jede:n Einzelne:n abgenommen hat:

“Die Infektionssterblichkeit, die in Deutschland mal bei 1,5 Prozent lag, ist durch Impfungen und überstandene Infektionen wahrscheinlich um den Faktor 20 bis 30 gesenkt. Aus Sicht des Individuums ist die pandemische Gefahr – also dass ich als Mensch daran sterbe – somit für die meisten vorbei.” 

Christian Drosten, Professor und Virologe an der Charité in Berlin

Und so stellt sich die Frage, ob nicht doch alle diejenigen Recht haben, die lieber noch abwarten, beobachten und nichtstun wollen? Wenn man den Blick von sich selbst weg lenkt und das gesellschaftliche Zusammenleben bzw. die eigene Verantwortung für die Mitmenschen in den Vordergrund stellt, sollte die klare Antwort “nein” lauten, denn: 

“In geschlossenen Räumen bei dem hohen Infektionsdruck, der im Herbst wahrscheinlich ist, sollten wir Rücksicht auf diejenigen nehmen, die ein besonderes Risiko haben. Das heißt im öffentlichen Verkehr, egal ob Nah- oder Fernverkehr oder Flugzeug, definitiv Maske auf!”

Alexander Kekulé, Professor für Medizinische Mikrobiologie und Virologie
Ambivalenz aushalten. Bewusst handeln.

Daher gilt wie so oft: Die Welt ist Schwarz. Und weiß. Und dazu noch mit unzähligen Grautönen ausgestattet. Corona hat einerseits an Wucht und Schrecken verloren, belegt durch wissenschaftliche Zahlen. Andererseits hat das Virus nach wie vor die Macht, Krankenhäuser zu überfordern, die für das Funktionieren einer Gesellschaft relevante Infrastruktur (Feuerwehr, Schulen, Supermärkte, etc. …) lahmzulegen und für dramatische Einzelschicksale zu sorgen.

Daher sollten wir die Ambivalenz der Dinge, auch wenn es um Corona geht, zum Anlass nehmen, unser Bewusstsein zu schärfen. Warum nicht einfache Regeln befolgen, die jeden schützen, der Gesellschaft gut tun und keine wirkliche Einschränkung im Alltag darstellen? Das freiwillige Tragen einer Maske beim Einkauf wäre ein guter Anfang. Wenn jede:r einzelne seiner/ ihrer persönlichen Verantwortung gerecht wird, braucht es auch kein politisches Einschreiten und keine weiteren Beschränkungen unseres Alltags.

Sokra, 2022: https://sonjakrause-malerei.de/

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